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Grüne Landtagsfraktion in Bayern stellt Handlungskonzept für Schüler- und Jugendaustausch vor
Pressekonferenz Grüne/B90 Bayern

Knapp zwei Wochen nach einer Expertenanhörung zum Internationalen Schüler- und Jugendaustausch stellte Florian Siekmann, europapolitischer Sprecher von Bündnis '90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, das Handlungskonzept seiner Fraktion für den Schüler- und Jugendaustausch vor. Er kündigte an, umgehend entsprechende Anträge im Landtag einzubringen.

»Austausch macht Schule«-Koordinator Bernd Böttcher war als Experte eingeladen. Er sprach zu Wirkungen und Formenvielfalt des pädagogisch begleiteten Schüler- und Jugendaustausches und gab Auskunft zu Erfahrungen der bundesweiten Fach- und Förderstellen.

Chancengerechtigkeit beim Zugang zu internationalem Austausch

Angesichts der Herausforderung, dass es längst nicht allen Schülerinnen und Schülern in Bayern möglich ist, von positiven Wirkungen internationaler Erfahrungen während eines Austauschs zu profitieren, fordern Bündnis’90/Die Grünen

  • die Verankerung von Austausch an allen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen,
  • den Ausbau von Schüleraustausch an Real- und Mittelschulen,
  • die Stärkung des Bayerischen Jugendrings sowie
  • den Ausbau der Mobilitätsberatung in der Jugendarbeit.

„Unser Ziel ist es, dass jeder junge Mensch während Schule und Ausbildung die Chance hat, an einem Austausch teilzunehmen“, sagte Florian Siekmann. „Heute aber finden fast 80% des internationalen Austauschs in Bayern an Gymnasien statt, während Real- und Mittelschüler nur 13% bzw. 3% der Teilnehmenden stellen. Zwei Drittel der Jugendlichen in Bayern haben nicht die Chance, an einem Schüler- oder Jugendaustausch teilzunehmen.“

Für mehr Chancengerechtigkeit und um soziale Ungleichheit zu verhindern, schlagen sie verschiedene Maßnahmen vor:

1. Umwidmung von Geldern für eine Stiftung Bayerisches Auslandsinstitut in die langfristige Strukturförderung für den Jugendaustausch in Bayern

Dadurch solle erreicht werden,

  • bestehende Jugendarbeitsstrukturen stärker zu internationalisieren,
  • Fördersätze zugunsten eines sozial gerechten Schüleraustauschs anzuheben,
  • Kontakteseminare zur Anbahnung neuer Austauschkooperationen zu veranstalten,
  • ökologische Mobilität im Schüleraustausch mit höheren Fahrtkostenpauschalen zu belohnen und
  • Drittortbegegnungen als niedrigschwellige Alternative zum Gastfamilienaufenthalt zu fördern.

2. Verankerung von Schüleraustausch an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen

Konkret wird gefordert,

  • Aufnahme von Austausch in die bayerischen Lehrpläne aller Schulformen
  • Internationalisierung der Lehreraus- und Fortbildung mit eigener Mobilitätserfahrung
  • Einführung von Anrechnungsstunden für Internationalen Koordinator*innen

3. Ausbau von Schüleraustauschen an Real- und Mittelschulen

Mehr niedrigschwelliger Austausch in Bayern soll erreicht werden durch

  • einen zusätzlichen, europäischen Kurzzeitaustausch für Real- und Mittelschüler und
  • die Anhebung einer Stipendienquote aus Real- und Mittelschulen in den landesfinanzierten Programmen „See the World“ und „Botschafter Bayerns“.

4. Ausbau der Mobilitätsberatung vor allem zu niedrigschwelligen Kurzzeitformaten

Die Grünen fordern dazu,

  • die hauptamtliche Mobilitätsberatung zu Formaten wie Jugendbegegnungen und Workcamps sowie zur Vernetzung von Schule und Jugendarbeit auszubauen und
  • insbesondere die Mobilitätsberatung in der beruflichen Bildung zu verstärken.

Anträge angekündigt

Zur Umsetzung der Eckpunkte des umfangreichen Konzepts kündigte Siekmann an, Anträge im Parlament einzubringen. Zunächst sollte in einem Modellprojekt die Einstellung Internationaler Koordinator*innen mit festem Arbeitszeitanteil für internationalen Austausch an beruflichen und allgemeinbildenden Schulen erprobt werden. Außerdem sollte gemeinsam mit den Wirtschaftskammern die Internationalisierung und Mobilitätsberatung besonders in der beruflichen Bildung ausgebaut werden.

Vorschläge mit Vorbildpotential

»Austausch macht Schule« begrüßt, dass die Grüne Landtagsfraktion das Thema internationaler Schüler- und Jugendaustausch anspricht und konkrete Vorschläge vorgelegt hat, wie die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern sind.

Projektkoordinator Bernd Böttcher sagte:

„Die Vorschläge sind sehr sinnvoll und zielführend, denn sie gehen wichtige Herausforderungen an:

  • Austausch hängt stark vom besonderen Einsatz Einzelner ab – den engagierten Lehrkräften in allen Schulen und Ehrenamtlichen in der Internationalen Jugendarbeit. Vor allem Schulen müssen hier gestärkt werden.
  • Junge Menschen sollten sehr viel stärker als bisher Informationen über Angebote zum internationalen Austausch auch in der Schule erhalten.
  • Bewährte Strukturen gilt es zu stärken und Antrags- und Beratungsmodalitäten zu vereinfachen.

Mit Maßnahmen zur weiteren Stärkung von Austausch an allen Schulformen kann Bayern Vorreiter sein und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den internationalen Austausch auch in anderen Bundesländern anregen.“