Zivilgesellschaft und Ganztag mit internationaler Dimension
Seit 2018 ist „Austausch macht Schule“ Mitglied im Netzwerk Stiftungen und Bildung und bringt sich insbesondere im Ländernetzwerk für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein. Zur 9. Sitzung dieses regionalen Stiftungsnetzwerks waren am 29. Juni über 20 Vertreterinnen und Vertreter von Stiftungen, Bildungsträgern sowie weiteren Akteuren aus dem Bildungsbereich der drei Bundesländer in Waldenburg zusammengekommen.
Das Stiftungsnetzwerk Bildung will zivilgesellschaftliches Engagement begleiten, Bildungsallianzen fördern und Stiftungen sowie Bildungsakteure in ihrer Bildungsarbeit unterstützen, etwa durch Informationsaustausch, Transfer guter Ideen und die Bündelung von Kräften und Ressourcen. Initiiert wurden das Netzwerk und seine Koordinierungsstelle vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Weitere 16 Förderer unterstützen seine Arbeit.
Europäische Schule abseits der Großstädte
Gastgeber war diesmal die Europäische Humanistischen Bildungsstiftung Waldenburg bzw. das Europäische Gymnasium in der sächsischen Kleinstadt.
Die Schule in freier Trägerschaft setzt einen besonderen Fokus auf Europa und die individuelle Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler. Der Trägerverein unterhält weitere Bildungseinrichtungen in der Region, „vom Kindergarten bis zur Hochschulreife“, die sich dem europäischen Gedanken verschrieben haben.
Am EGW wird der Europa-Gedanke gelebt: Im Internat direkt auf dem Schulgelände leben Schülerinnen und Schüler aus vielen Ländern. Die Schule pflegt Partnerschaften mit Schulen in China, Finnland, Polen, Russland, Südafrika, Tschechien und Vietnam. Schülerinnen und Schüler können Fremdsprachen mit Lehrkräften tschechischer, russischer, spanischer und englischer Muttersprache lernen.
Zivilgesellschaft und Ganztag
Im Mittelpunkt der Sitzung stand das Thema „Zivilgesellschaft und Ganztag“. Deutlich wurde, dass in Sachsen eine große Schulautonomie herrscht und Schulen ihre Ganztagsangebote (GTA) oft selbst organisieren. Neben arbeitsrechtlichen und organisatorischen Problemen ging es um die Qualität von Angeboten: Während Gymnasien und Schulen in städtischen Räumen bereits recht gute GTA gestalten können, stehen Oberschulen und Schulen in ländlichen Räumen eher vor Herausforderungen. Schwierigkeiten sind dabei etwa, geeignete Partner im außerschulischen Umfeld zu finden und mit ihnen passende Formen der Zusammenarbeit aufzubauen.
Schulen stehen bei der Gestaltung des Ganztags somit vor den gleichen Herausforderungen wie bei der internationaler Angebote. Mehr noch: Qualitative Ganztagsangebote werden in den kommenden Jahren und im Zuge der Umsetzung des Ganztagsfördergesetzes noch stärker nachgefragt und dabei die Rahmenbedingungen von schulisch-außerschulischen Kooperationen wesentlich prägen.
Sollte auch die Vermittlung internationaler und interkultureller Erfahrungen durch solche Kooperationen gefördert werden, lohnt es sich, beide Bereiche im Blick zu behalten und nach Möglichkeit zu verknüpfen.
Ideensammlung Ganztagsschulangebot
Die Netzwerkmitglieder präsentierten unterschiedliche Projektvorhaben und stellten sie zur Diskussion. Für internationalen Austausch erscheinen potentiell interessant u.a.:
-
Paper.Plane – Vernetzung und Akquise hochwertiger Ganztagsangebote durch sächsische Schulen (Fokus ländlicher Raum) – TeachFirst Sachsen
-
Mentoring-Programme zur Begleitung und Förderung von Jugendlichen aus bildungsbenachteiligten Strukturen in Thüringen – ROCK YOUR LIFE! (R!EACH) und Kinnings Foundation (MenThüring – Chancenhub Thüringen)
„Austausch macht Schule“ schlägt hier vor, den Fokus auch auf interkulturelle Bildung zulegen und die Mentor:innen zu den Möglichkeiten von Austauschaktivitäten zu schulen.
Internationale Kooperationen/Angebote
Bernd Böttcher stellte die „Austausch macht Schule“ und die Angebote der Initiativenträger vor. An die anderen Akteure war die Frage gerichtet, welche Erfahrungen und Empfehlungen zu internationalen Kooperationen von Schulen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen es gäbe. Als wichtige Aspekte wurden hier genannt:
- Bedarf an Wertschätzung für die Lehrkräfte, die internationale Projekte organisieren und damit interkulturelle Erfahrungen ermöglichen
- Einbringen einer externen Perspektive auf internationale Projekte als Prozessbegleitung
- Information und ggf. Einbindung von Schulträgern und Fördervereinen in Partnerschafts- und Kooperationsprojekte
- Kommunikation von Projekten im Gesamtkollegium und Unterstützung durch die erweiterte Schulleitung
- Austausch zur Angelegenheit der gesamten Schule machen.