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Aus der Bildungspolitik

„Eines der nachhaltigsten Werkzeuge der Außenpolitik“

Untertitel
Stärkung des Jugend- und Schüleraustausch durch neue Bundesregierung gefordert
Deutsch-Russischer Schüleraustausch

In der Fachzeitschrift „Internationale Politik“ erschien am 16. November 2021 unter dem Titel „Elemente einer strategischen Außenpolitik" ein Artikel über die Rolle des Schüler- und Jugendaustausches bei der Gestaltung von Beziehungen zu sog. „schwierigen" Partnern. Gemeint sind damit Staaten bzw. Regierungen, die sich nach „einem anderen Wertekompass“ richten als Deutschland. Ausdrücklich erwähnt werden die Beispiele Russland, Türkei und China.

Im Text wird zunächst die Bedeutung des internationalen Austausches sowohl als „Friedensprojekt" als auch als wirksames Bildungsangebot zu Vermittlung globaler Kompetenz hervorgehoben:

Eines der nachhaltigsten Werkzeuge zur Gestaltung von Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik ist der Schul- und Jugendaustausch. Innerhalb Europas haben wir das schon längst verstanden: Das Deutsch-Französische und das Deutsch-Polnische Jugendwerk haben seit ihrer Gründung in den 1960er beziehungsweise 1990er Jahren mehr als elf Millionen junge Menschen aus ehemals verfeindeten Staaten zusammengebracht und so das gemeinsam getragene Friedensprojekt Europa genährt. [...]

Diesen langen Atem sollte auch die neue Bundesregierung bei der Gestaltung des Verhältnisses zu schwierigen Partnern haben. Dabei geht es beim Jugendaustausch um mehr als Völkerverständigung. Es geht auch darum, junge Menschen in Deutschland fit für eine Welt zu machen, die nur in Teilen unseren normativen Vorstellungen entspricht. Und es geht darum, den Horizont von Jugendlichen aus aller Welt durch Begegnungen mit jungen Menschen hierzulande zu erweitern. Durch Austausch und Begegnung lernen sie, Perspektiven zu wechseln, Unterschiede anzuerkennen – und dennoch gemeinsame Lösungen zu suchen.“

Die Autor*innen, darunter der Generalsekretär des Goethe-Instituts und der Geschäftsführer der Stiftung Mercator, stellen zudem Forderungen an die neue Bundesregierung: Dem internationalen Schüler- und Jugendaustausch solle im Rahmen der zukünftigen Auswärtigen Kultur und Bildungspolitik mehr Bedeutung zugemessen werden. Dafür müsse sie auch entsprechend finanziell und institutionell gefördert werden:

Deshalb sollte der Bund den Jugendaustausch mit schwierigen Partnerländern stärker finanziell unterstützen und auch institutionell fördern. Da Innen- und Außenpolitik in einer globalisierten Welt immer weniger zu trennen sind, sollten die Bundesländer gleichzeitig auch junge Menschen in Deutschland durch aktualisierte Lehrpläne, Fremdsprachenunterricht sowie Sensibilisierung und Weiterbildung für Lehrkräfte dazu befähigen, sich in einer neuen Weltordnung zurechtzufinden."

Diese Forderungen decken sich mit denen der Kampagne Zurück in die Welt - Austausch zum Bildungsstandard machen!, die von der Initiative „Austausch macht Schule" sowie vielen weiteren Akteuren für internationalen Schüler- und Jugendaustausch in Deutschland getragen wird.