„Interkulturelle Begegnungen noch mehr fördern und ermöglichen“
Die Fortbildung „Europe in Perspective: Internationale Kooperationen in der Kulturellen Bildung“ (zu unserem Beitrag über die Fortbildung) befindet sich noch im Aufbau. Der multinationale Ansatz, die Themen Diversität, Europa und grenzüberschreitender Austausch prägen die fünftägige Fortbildung, die in schulisch-außerschulischen Kooperationstandems absolviert wird. Als eine der ersten Teilnehmerinnen erzählt Annegret Meyer, Lehrerin und Kulturkoordinatorin an der IGS Flötenteich Oldenburg, von ihren Eindrücken.
Austausch macht Schule: Warum haben Sie sich für die Fortbildung „Europe in Perspective“ beworben?
Annegret Meyer: Beworben habe ich mich, weil ich im Rahmen des Förderprogramms SCHULE:KULTUR! (inter-)kulturelles Lernen bzw. (inter-)kulturelle Bildung an unserer Schule forcieren möchte. Interkulturelles Lernen ist meines Erachtens einer der wichtigsten Bausteine um globales Lernen – global goals, Bildung für Nachhaltigkeit oder auch UNESCO goals – in Schulen umzusetzen und die Künste – Theater, Musik, Film, Kunst etc. – eignen sich hervorragend, um sich praxisnah mit den heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen und Visionen für eine bessere Zukunft zu entwickeln.
Haben Sie sich vorher schon mit den Themen der Fortbildung auseinandergesetzt?
Unsere Schule nimmt seit 2015 am Förderprogramm SCHULE:KULTUR! teil. Das Leitbild unserer Schule lautet „Wir stärken“. In der Schule können insbesondere die Bereiche Sport, Spiel, Bewegung und die musisch-kulturellen Bereichen viel zur Persönlichkeitserziehung und für ein gutes Miteinander beitragen. Durch die gesellschaftlichen Veränderungen – etwa Migration, Digitalisierung und Klimawandel – ist es von großer Wichtigkeit, in der Schule eine praxisnahe, authentische, schüler- und handlungsorientierte und methodenreiche Auseinandersetzung mit Identität, Diversität, Vielfalt, eigenen Vorurteilen, stereotypischen Denkmustern und Perspektiven zu bieten. Das in der Praxis umzusetzen, habe ich in den letzten Jahren an der IGS forciert, dies ist für mich als Lehrerin und Kulturkoordinatorin mein pädagogisches Ziel. Über diverse kulturelle Projekte – in den Sparten Film, Theater, Kunst, Zirkus, Musik – in Kooperation mit außerschulischen Kulturpartnern kann das „Wir“ gelebt und Werte, Haltungen, Erfahrungen und Zukunftsperspektiven für mehr Menschlichkeit zum Unterrichtsgegenstand und zur Auseinandersetzung werden.
Was haben Sie bei der Fortbildung dazugelernt?
Ein neuer Arbeitsschwerpunkt, den ich mir auch gerade über das Training „Europe in Perspective“ gesetzt habe, ist interkulturelle Begegnungen noch mehr zu fördern und in und über Schule zu ermöglichen. Wir lernen über den Tellerrand zu blicken und Schüler*innen – auch diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, andere Länder zu bereisen und Kulturen kennen zu lernen – können über den Austausch wichtige Erfahrungen machen, wie andere (junge) Menschen sich mit Problemen und Chancen auseinandersetzen und wie wir gemeinsam die Zukunft gestalten wollen.
Was werden Sie zukünftig anders machen als bisher, welche neuen Ideen und Gedanken sind aufgekommen?
Über den im Rahmen des Trainings „Europe in Perspective“ ermöglichten Austausch mit Lehrer*innen, Pädagog*innen und Kulturschaffenden aus anderen Ländern habe ich erfahren, wie gewinnbringend für mich es war, sich „face to face“ mit dem Thema Zukunftsbildung auseinanderzusetzen und die unterschiedlichen, vielfältigen Entwicklungsstände, Herangehensweisen und Projekte bezüglich kultureller Bildung in der alltäglichen Schulpraxis zu sehen.
Über die Fortbildung sind mir in einzelnen Situationen, Methoden und Diskussionen eigene blinde Flecken bewusst geworden und ich habe feststellen müssen, dass ich nicht immer vorurteilsfrei denke. Ich habe noch einmal gemerkt, wie wichtig es ist, einen gemeinsamen verbindlichen (Erziehungs-)Konsens und Handlungsrahmen in unserem System Schule zu finden und sich – in jedem Fach – dafür einzusetzen, Heranwachsenden Lern- und Erfahrungsräume zu ermöglichen, ihr Potential zu entfalten und sich für ein faires, menschliches und demokratisches Miteinander zu engagieren.
Sie haben sich zum Ziel gesetzt, interkulturelle und internationale Begegnungen noch mehr fördern – was haben Sie konkret vor?
Durch die Digitalisierung rücken wir näher zusammen und können uns vielfältig austauschen. Aber für die Gestaltung einer besseren Zukunft – mehr Menschlichkeit – müssen die Menschen sich konkret gegenüber stehen: Distanz und Vorurteile werden nur abgebaut, bzw. Nähe, Konsens und Visionen gemeinsam entwickelt, wenn wir „face to face“ und auf Augenhöhe kommunizieren, unsere Gedanken, Ängste, Emotionen einbringen, gegenseitig wahrnehmen und lernen, gegenseitig Toleranz und Respekt zu zeigen und zu leben. Dies kann über (inter-)kulturelles Lernen und kulturelle Bildung umgesetzt werden und gelingen.
In diesem Jahr haben wir die Kinderkulturkarawane aus Uganda zu uns an die Schule eingeladen. Gemeinsam werden wir in einer Austauschwoche Workshops zum Thema Klimagerechtigkeit durchführen und eine große Kulturveranstaltung planen.
Mit einer Kultureinrichtung aus Belgrad, die auch an der Fortbildung „Europe in Perspective“ teilgenommen hat, plane ich gerade ein Erasmus+ Förderprojekt.
Im September organisieren wir im Rahmen eines Schuljubiläums eine Projektwoche mit vielfältigen kulturellen Projekten in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern und einer großen Abschlussveranstaltung, wo die Projekte ihre Ergebnisse vorstellen und Vorführungen gezeigt werden. Eventuell werden auch unsere Gäste aus den Niederlanden (Partnerschule in Amsterdam) und Dänemark (Deutsche Schule in Kopenhagen) unsere Schule besuchen.