Fachbeiträge

Das eigene Schulprofil schärfen

Innovationslabor »Internationalisierung der Schulbildung« ist gestartet
Innovationslabor

Schulische Bildung kann schon lange nicht mehr nur im eigenen nationalen Rahmen gedacht werden. Die Anforderungen, die eine zunehmend kulturell heterogene und global vernetze Gesellschaft an seine Bürgerinnen und Bürger stellt, sollten sich auch verstärkt im Bildungsangebot von Schule niederschlagen.

Angesichts dieser Herausforderungen ist guter Fachunterricht erforderlich, der interkulturelle Perspektiven erweitern und durch internationalen Austausch neue Lernorte erschließen kann. Gleichzeitig gilt es, die internationale Mobilität von Schüler*innen und Lehrerkräften zu fördern, also individuelle Auslandsaufenthalte oder Austausche zu ermöglichen. Insbesondere durch sie entstehen wichtige Impulse und Ressourcen für Internationalisierung des Unterrichts.

Von der Einzelkämpferin zum Schulprofil

Schulen können dieser Aufgabe nicht gerecht werden, indem sie sich lediglich darauf verlassen, dass es schon genug Lehrkräfte im Kollegium gibt, die Schüleraustausche ausschließlich aus eigener Motivation und in eigener Verantwortung organisieren. Doch stellt sich die Situation an vielen Schulen genau so dar: Ob und in welcher Intensität der Unterricht um internationale Perspektiven erweitert wird, hängt in der Regel stark vom individuellen Engagement einzelner Lehrkräfte ab und ist nicht selten an persönliche Auslandskontakte geknüpft.

Damit sind verschiedene Probleme verbunden, da diese Ein-Personen-Zuständigkeit zu einer hohen zusätzlichen Arbeitsbelastung führt, die meist vollständig neben der regulären Unterrichtsverpflichtung geleistet werden muss. Verlassen diese engagierten Lehrkräfte aufgrund von Versetzung oder Ruhestand die Schule, geht der Schule wertvolles Erfahrungswissen rund um die pädagogische Bedeutung, Organisation und Finanzierung von Schüleraustausch verloren.

Überzeugender und nachhaltiger ist es, die Internationalisierung von Bildung zum Anliegen der ganzen Schule zu machen. Die unter dem Leitbegriff der selbstverwalteten Schule eingeführten Instrumente des Personal- und Finanzmanagements ermöglichen es Schulleitungen in den meisten Bundesländern, in stärkerem Maße eigene Akzente bei der programmatischen Profilierung ihrer Schulen zu setzen. Es liegt also meist im Ermessen der Schulen, die eigene Internationalisierung über eigene Finanzmittel, die Berufung von Beauftragten für Schüleraustausch oder die Zuteilung von Funktionsstunden strukturell zu stärken.

Gesucht: Konzepte für die Schulentwicklung

Schulen, die sich ein internationales Profil geben möchten oder ihr bestehendes Angebot internationaler Bildungserfahrungen weiter entwickeln wollen, stehen vor der Herausforderung, dass sie für dieses Ziel aktuell keine Anleitungen vorfinden. Es gibt zwar vor allem im Feld der Europa- und UNESCO-Projektschulen zahlreiche Beispiele guter Praxis, wie internationale Perspektiven im  Bildungsangebot der Schule inhaltlich und strukturell verankert werden können.

Was fehlt, sind umfassendere Konzepte der Schulentwicklung, die mögliche Ziele und Maßnahmen systematisieren und Wege der Implementierung aufzeigen. An diesem Punkt setzt die Initiative »Austausch macht Schule« mit einem Innovationslabor an:

Das Innovationslabor »Internationalisierung der Schulbildung«

ist eine auf zwei Schuljahre angelegte Werkstatt, an der neun Schulen aus dem gesamten Bundesgebiet teilnehmen.

Am 1. und 2. Oktober fand das Auftaktreffen in Göttingen statt. Überraschend war der enorme Erfahrungsschatz der teilnehmenden Schulen im Bereich der Internationalisierung, von dem der anstehende Arbeitsprozess zweifelsfrei profitieren wird. Gemeinsam entwickeln sie schulartspezifische Wege, das eigene internationale Profil weiter zu schärfen. Ihre Ergebnisse und Erfahrungen werden dokumentiert und in eine Arbeitshilfe aufgenommen. Sie soll im Anschluss weiteren interessierten Schulen zur Verfügung gestellt werden. Die Erkenntnisse und Beobachtungen fließen zudem in Empfehlungen ein, die »Austausch macht Schule« an die Kultusverwaltungen der Bundesländer zur Anpassung der „Orientierungsrahmen Schulqualität“ in den Bereichen Internationalisierung und Internationale Zusammenarbeit richtet.

Die Initiative »Austausch macht Schule« koordiniert das gesamte Projekt.
Die Finanzierung erfolgt aus Projektmitteln der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung Mercator.

Grafik Innolabor
Veröffentlicht am: 23.10.2020
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