Digitale Tools für den Austausch: Graphic Novels „Digital Lines of Life and Death“ zur historisch-politischen Bildung
Virtueller Austausch war während der Pandemie eine Notlösung – und nun zeigt sich, dass er ganz schön was kann und auch Präsenzbegegnungen bereichert! Wir stellen in einer kleinen Reihe digitale Tools und Methoden vor, die echten Austausch versprechen, Fachwissen vermitteln und Unterhaltung bieten.
Heute: „Digital Lines of Life and Death“, zwei digitale Graphic Novels über den Völkermord an europäischen Sinti:zze und Rom:nja zu Zeiten des Nationalsozialismus.
Worum geht es?
Zwei Graphic Novels erzählen über das Schicksal einer tschechischen Romni und eines deutschen Sinto – von ihrer unbeschwerten Kindheit über Deportation, Zwangsarbeit und Konzentrationslager bis hin zum Nachkriegsleben. Die Geschichten sind direkt auf der Website verfügbar und mit Hintergrund- und weiterführenden Informationen unterfüttert.
Für wen ist das geeignet?
Für Lernende ab 14 Jahren bieten die Graphic Novels Anknüpfungspunkte zum Geschichtsunterricht, Kunst und (Fremd-)sprachen. Sie sind prädestiniert für einen internationalen Schulaustausch, der mit Tschechien stattfindet, sich mit der NS-Zeit beschäftigt oder sich Themen rund um Minderheiten, Diskriminierung und Rassismus widmet.
Die Graphic Novels und das Begleitmaterial sind in deutscher, englischer und tschechischer Sprache verfügbar. Sie sind sowohl für die schulische als auch die außerschulische Bildung geeignet.
Technische oder inhaltliche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Geschichten sind jedoch keine leichte Kost und sollten – zum Beispiel mithilfe des Begleitmaterials – besprochen und reflektiert werden.
Wer steckt dahinter?
Digital Lines of Life and Death entstand als Projekt der Europäischen Akademie Berlin in Kooperation mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, der Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn sowie dem tschechischen Muzeum Romské Kultury. Gefördert wurde es durch das Auswärtige Amt sowie die Stiftung EVZ im Rahmen des Programms #jugenderinnert.
Was wird geboten?
In je fünf Kapiteln führen die beiden Graphic Novels durch das Leben ihrer Protagonist:innen vor und schwerpunktmäßig während der Zeit des Nationalsozialismus. Sie enden nicht mit der Befreiung, sondern machen auch die Herausforderungen darüber hinaus sichtbar – etwa was Entschädigungszahlungen oder die Anerkennung ihres Schicksals angeht.
Die digitale Veröffentlichung bietet hier insbesondere den Vorteil, dass sich bei manchen Bildern ein Info-Kästchen öffnen lässt: Dort werden dann etwa Begriffe erklärt, das Geschehnis historisch eingeordnet und Fotos gezeigt.
Der zugehörige didaktische Leitfaden umfasst 21 voneinander unabhängige Lerneinheiten, von 30 Minuten bis zu einem ganzen Projekttag, sortiert nach Lernzielen. Die beiden Schicksale der Protagonist:innen und die einzelnen Stationen in ihrem Leben dienen dabei als Ausgangspunkte für unterschiedliche weiterführende Beschäftigung mit dem Thema.
Die Lernziele gehen dabei weit über historisch-politische Bildung zum Nationalsozialismus und den Wissenserwerb um den Völkermord an europäischen Sinti:zze und Rom:nja hinaus. Die Herausgeber schreiben dazu im didaktischen Leitfaden:
„Sie dechiffrieren Kontinuitätslinien der Ausgrenzung gegenüber Minderheiten im Laufe der Zeit und werden vor diesem Hintergrund zu einem selbstreflektierten Umgang mit der eigenen Identität, etwaigen Privilegien und den eigenen Annahmen über andere Menschen ermutigt.“
Weiterführende Links sind zielgruppengerecht aufbereitet:
Wem kann man zu dem Thema auf TikTok und Instagram folgen?
Welche Videos auf YouTube und welche Podcasts gibt es?
Darüber hinaus wird ein Verzeichnis wichtiger Websites und Organisationen bereitgestellt.
Wie können wir mitmachen?
Die Graphic Novels sowie das Begleitmaterial sind unter https://digitallines.eu/de/ kostenlos verfügbar.
Ein Beitrag von Christine Bertschi