Digitale Tools für den Austausch: Serious Game „Train to Sachsenhausen“
Virtueller Austausch war während der Pandemie eine Notlösung – und nun zeigt sich, dass er ganz schön was kann und auch Präsenzbegegnungen bereichert! Wir stellen in einer kleinen Reihe digitale Tools und Methoden vor, die echten Austausch versprechen, Fachwissen vermitteln und Unterhaltung bieten.
Heute: „Train to Sachsenhausen“
Das virtuelle Serious Game, vermittelt Wissen über die tschechischen Studentenproteste gegen die deutsche Besatzung 1939
Worum geht es?
„Train to Sachsenhausen“ ist ein Spiel über die Studentenproteste gegen die deutsche Besatzung 1939. Das Serious Game thematisiert Ereignisse rund um die Schließung der Universitäten im Protektorat Böhmen und Mähren, zudem geht es um die Auseinandersetzung mit Zivilcourage damals wie heute.
Für wen ist das geeignet?
Das Spiel und die Begleitmaterialien sind in Englisch, Deutsch und Tschechisch verfügbar, eine Altersempfehlung wird nicht abgegeben. Die Handhabung des Spiels ist intuitiv aufgebaut, Lehrkräfte sollten es aufgrund der unterschiedlichen Ausgänge mehrmals durchspielen, um alle Optionen kennenzulernen.
Prädestiniert ist das Spiel für den Geschichtsunterricht, natürlich für einen deutsch-tschechischen Austausch, aber durch die englische Version auch für andere Länderkombinationen bei einem historischen Schwerpunkt des Austauschs. Die Entwickler betonen: „Der binationale Aspekt kann sehr gewinnbringend eingesetzt werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass deutsche und tschechische Schülerinnen und Schüler über ein anderes Hintergrundwissen verfügen.“
Wer steckt dahinter?
Das Spiel „Train to Sachsenhausen“ wurde entwickelt vom Studio Charles Games der Prager Karls-Universität und der tschechischen NGO Živá paměť (Präventionsarbeit gegen Rassismus und Antisemitismus, Bewahrung des kollektiven Gedächtnisses an die Opfer des Nationalsozialismus) mit finanzieller Unterstützung der Stiftung EVZ im Rahmen des Programms „Jugend Erinnert“.
Von Charles Games gibt es zwei weitere preisgekrönte Serious Games: Attentat 1942 und Svoboda 1945, beide jedoch ausschließlich in Englisch und kostenpflichtig, für ersteres gibt es eine „Classroom Package“.
Was wird geboten?
Per App können sich die Jugendlichen interaktiv und audiovisuell mit dem Thema auseinandersetzen. Die Grafiken, Animationen und Zeitzeugenberichte nehmen die Schüler:innen mit auf eine bedrückende Reise. Entscheidungen müssen getroffen werden, der Reflexionsprozess wird durchleuchtet. Die Schüler:innen lernen Werturteile zu fällen. Durch die Augen des Studenten Antonín Neděla bekommen die Jugendlichen Einblicke in das Leben in den besetzten Gebieten und in die tschechische Geschichte.
Ergänzt wird die App durch ein virtuelles Museum mit Zeitzeugenaussagen und Dokumenten, zudem steht Lehrkräften ein methodisch-didaktischer Leitfaden mit Arbeitsblättern zur Verfügung.
Wie läuft´s?
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass digitale Werkzeuge ein wirkungsvolles Mittel sein können, historische Ereignisse an ein junges Publikum zu vermitteln – eine Leistung, die herkömmliche Unterrichtsformate der Schule oftmals nicht erreichen“, erklärt Brady Clough, Projektmitarbeiter bei Živá paměť, gegenüber dem Portal „Lernen aus der Geschichte“.
Wie können wir mitmachen?
Die App ist kostenlos als Download verfügbar, sowohl für Android, iOS als auch PC.
Ein Beitrag von Christine Bertschi