Gefrorener Atem
"Was? Du willst nach Jakutsk? Was willst du denn in Sibirien? Du bist doch verrückt!" So und ähnlich erstaunte Reaktionen waren das Resultat in meinem Familien- und Freundeskreis auf meine Ankündigung, dass ich die sechs Monate meines Freiwilligendiensts in Jakutsk verbringen wollte.
Zugegebenermaßen war ich selbst ein wenig überrascht als ich die E-Mail vom Freiwilligendienst kulturweit erhielt und nach einer kurzen Internetrecherche herausfand, dass Jakutsk als die kälteste Großstadt der Welt gilt! Dennoch änderte diese Tatsache nichts an meinem Entschluss diese spannende Herausforderung trotzdem auf jeden Fall anzunehmen!
Aus diesem Grund stieg ich einige Monate später in ein Flugzeug mit dem Ziel Jakutsk. Einmal dort angekommen, habe ich mich sehr schnell eingelebt und Anschluss gefunden. Dank meiner sehr netten Ansprechpartnerin vor Ort, hatte ich bereits alles Nötige dafür zuvor regeln können: Ein gemietetes Zimmer bei einer Familie, einen Russischsprachkurs und ein Treffen mit dem Lehrerkollegium meiner Einsatzstelle. Über die kulturweit-Partnerorganisationen, den Pädagogischen Austauschdienst und die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, war dafür das Klassische Stadtgymnasium ausgesucht worden.
Dort habe ich mich sehr wohl gefühlt. Zu meinem üblichen Tätigkeiten gehörte insbesondere, dass ich der Deutschlehrerin im Unterricht assistieren konnte, mit ihr den Unterricht vorbereitete und sie falls nötig auch bei der Korrektur von Klassenarbeiten unterstützte. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit war auch die Vorbereitung der Schüler auf die erste Stufe des Deutschen Sprachdiploms. Diese Arbeit in einer kleineren Lerngruppe hat mir besonders gefallen. Bei Gelegenheit konnte ich mich auch selbst kreativ einbringen, zum Beispiel wenn es um das Einstudieren einer Nummer für das Schulfest ging.
Mit dem Auto auf dem FlussAuch die Kälte in Jakutsk, vor der mich doch alle gewarnt hatten, war viel einfacher zu ertragen als gedacht. Als ich im September anreiste waren die Temperaturen sogar noch wärmer als in Deutschland, auch wenn sich das schnell änderte. So habe ich zum ersten Mal erlebt, dass es schon Ende September anfing zu schneien!
Dieser kurze Herbst ging dann auch zugegebenermaßen zügig in den Winter über. Trotz des "milden Winters" den wir dieses Jahr in Jakutsk hatten, waren Temperaturen über – 40 Grad die Norm. Allerdings war das nichts auf das sich jakutische Schulkinder hätten freuen können, denn "Kältefrei" gibt es für die meisten erst ab Temperaturen von etwa – 52 Grad! Trotzdem habe ich den Winter dort gut überstanden, auch dank der Hilfe meiner Freunde und Kolleginnen in Jakutsk, von denen ich zum Glück der Kälte angepasste Kleidung ausgeliehen bekam.
Von ihnen bekam ich auch tolle Tipps, welche Sehenswürdigkeiten es sich zu besuchen lohnt. Einen der schönsten Ausflüge habe ich zu den "Lena- Felsen" gemacht, einer Felsformation an dem Fluss Lena. Diese im Winter zu sehen und die Möglichkeit mit dem Auto auf einem zugefrorenen Fluss zu fahren hat mich sehr beeindruckt.
Wenn ich jetzt auf meinen Freiwilligendienst zurückblicke, fallen mir noch andere spannende Erlebnisse ein und auch viele Dinge, die ich in den letzten Monaten dazu gelernt habe. Eines kann ich jetzt mit Sicherheit sagen: Ich bin sehr froh darüber, dass ich trotz voriger Bedenken und Überzeugungsversuche diese Chance genutzt habe!
Cécile Pick
kulturweit ist der internationale Freiwilligendienst in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Der Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission bietet Menschen zwischen 18 bis 26 Jahren die Möglichkeit, sich für sechs oder zwölf Monate in Kultur- und Bildungseinrichtungen weltweit zu engagieren, gefördert vom Auswärtigen Amt.