Teachers in Search of Excellence
Wie können Berufsschulen vom internationalen Austausch profitieren? In einem europäischen Fortbildungsprojekt entsandte die Kaufmännische Schule Bad Mergentheim (Baden-Württemberg) zehn Lehrkräfte zu Partnerschulen in Polen, Italien und Spanien. Ihr Auftrag bestand darin, durch Unterrichtsbesuche zu erfahren, was Mathematiklehrkräfte in Polen anders und besser machen und wie in Italien und Spanien neue Medien in den Schulalltag integriert werden.
Aus diesem Projekt entstand ein Austausch auf Gegenseitigkeit mit großem Potential für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, aber auch für den Austausch der Ausbildungsbetriebe und Stadtverwaltungen.
Projektbeschreibung
Auf der Suche nach Spitzenleistungen schickte die Kaufmännische Schule Bad Mergentheim zehn Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Mathematik, Informatik und Fremdsprachen an Partnerschulen, um herauszufinden, wie Polen im PISA-Test in Mathematik in eine Spitzenposition aufgestiegen ist, was italienische und spanische Schulen beim Einsatz neuer Technologien im Unterricht besser machen und wie Fremdsprachenlehrkräfte im berufsorientierenden Bereich weitergebildet werden können.
Die Fachschaften der Schule formulierten den Auftrag für die reisenden Kollegen: Was machen die Partner anders, welche Erfolge erzielen sie, welche Kosten verursacht eine verbesserte EDV-Ausstattung und was ist übertragbar? Sie verglichen das Unterrichtsgeschehen mit ihrer Praxis und analysierten Lehrbücher, Lernmaterialien und das Niveau von Klassenarbeiten und Prüfungen, um Verbesserungsmöglichkeiten für sich zu erkennen.
Mathematiklehrkräfte zu Besuch bei polnischen PISA-Experten
Am Anfang des Erasmus+-Projekts stand eine Exkursion des deutschen Kollegiums zur polnischen Partnerschule. In Ziębice wurden sie nicht nur herzlich aufgenommen, sondern entwickelten auch Ideen für eine Lehrerfortbildung auf Gegenseitigkeit. Die polnischen Lehrkräfte interessieren sich für das duale System und den berufsbildenden Unterricht. Das Kollegium in Bad Mergentheim wollte in Erfahrung bringen, wie Polen im PISA-Test in Mathematik in eine Spitzenposition aufgestiegen ist und wie es gelingen kann, dass die Schülerinnen und Schüler mehr Freude an Mathematik finden.
Mit einem detaillierten Wochenprogramm machten sich die Kolleginnen und Kollegen auf den Weg an die Partnerschulen, hospitierten im Unterricht und befragten Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Schulleitungen. Die deutschen Mathematiklehrkräfte erfuhren, dass in Polen größerer Wert auf Rechenfertigkeiten gelegt wird, während in der baden-württembergischen beruflichen Schule die fall- und problembezogene Mathematik im Vordergrund steht.
Teneriffa und Italien: Digitalisierung und Individualisierung
Während der Hospitation am Colegio Salesianos San Juan Bosco in La Cuesta auf Teneriffa fiel dem Team der Kaufmännischen Schule als Erstes auf, dass dort großer Wert auf Gemeinsamkeit und gegenseitige Verantwortung gelegt wird. In Dreiergruppen unterstützen sich die Schülerinnen und Schüler und achten darauf, dass niemand zurückbleibt. Mit regelmäßiger Selbstevaluation und Bewertung durch Mitschülerinnen, Mitschüler und Lehrkräfte erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Gefühl für ihre Stärken und lernen auch, wie sie Defizite ausgleichen können. So stärkt die Schule das Selbstvertrauen der Jugendlichen. Die ausgeprägte Binnendifferenzierung im Unterricht wird vom Konzept "Bring Your Own Device" (BYOD) unterstützt, bei dem Schülerinnen und Schüler ihre eigenen mobilen Geräte für das digitale Lernen in der Schule und zuhause nutzen. Die spanische Partnerschule unterstützt die Anschaffung mit einer Teilfinanzierung und sorgt so für gleichwertigen Zugang zu Lernmaterialien und Kommunikation.
In Italien erlebten die Bildungsreisenden die digitalisierten Klassenzimmer an der beruflichen Schule in Borgomanero. Sie lernten das Projekt "Wikiplina" kennen, mit dem verschiedene digitale Ressourcen wie Video, Podcast, Bilder und eBooks für den Unterricht zugänglich gemacht werden und individuelles Lernen erleichtert wird.
Baden-Württenberg: Ein Fortbildungsprojekt auf Gegenseitigkeit
An der Kaufmännischen Schule Bad Mergentheim unterstützen Schulleiter und die Fachschaften das ambitionierte Fortbildungsprojekt, das nicht nur internationales Flair in Schule und Stadt bringt, sondern auch viele Möglichkeiten zum interkulturellen Lernen bietet. Zielgruppe sind nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, auch die Jugendlichen und die Ausbildungsunternehmen im dualen System profitieren von der Weiterentwicklung der Schule.
Das Leitziel der "Internationalität" bedeutet für die Kaufmännische Schule, dass Schülerinnen und Schüler regelmäßig an Austauschprogrammen teilnehmen, Praktika im Ausland absolvieren und Gäste aus den Partnerschulen empfangen. Das Kollegium werde international kompetenter und zeige mehr Offenheit und Verständnis für internationale Projekte. Bei allen wachse durch die beruflichen Auslandsaufenthalte die interkulturelle Kompetenz, und das europäische Bewusstsein werde geschärft. Die stärkere Bereitschaft, an internationalen Projekten mitzuarbeiten, Hospitierende zu betreuen oder sich um die Integration von Flüchtlingen in den Schulalltag zu bemühen, sei ebenfalls ein Ergebnis des intensiven Austauschprogramms.