Theaterpädagogik und Sprachanimation im interkulturellen Austausch

Fabian Erbans Ansatz verbindet die Disziplinen und bringt Jugendliche spielerisch in Austausch
Fabian Erban

Während des Gesprächs sitzt Fabian Erban im Zug auf dem Weg zu einem Seminar in Speyer. Trotz kleiner Funklöcher wird schnell klar: Er hat Spaß an dem, was er macht! Diese Freude will er weitergeben und alle ermutigen, einfach mal anzufangen, ins (Theater-)Spielen zu kommen und offen für Neues zu sein.

Ein kreativer Weg zum interkulturellen Dialog

Theaterpädagogik und Sprachanimation

Während seines Studiums in Cultural Engineering in Magdeburg – einer Mischung aus Kulturwissenschaft, Logistik, Wirtschaft und Informatik – begann Fabian, eigene Projekte zu entwickeln. Durch Jugendaustauschprogramme und Fortbildungen zum Sprachanimateur und interkulturellen Jugendleiter beim Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) entdeckte er seine Leidenschaft für die Arbeit mit jungen Menschen.

„Ich habe gemerkt, dass es mir sehr gefällt, in diesen Programmen gemeinsam für und mit Jugendlichen zu arbeiten und miteinander etwas zu erschaffen.“

Als Jugendlicher fing er selbst mit dem Theaterspielen an und sah daraufhin viel Potenzial in der Kombination aus Sprachanimation und Theaterpädagogik. Heute arbeitet er mit Kindern und Jugendlichen zwischen 7 und 17 Jahren und auch mit jungen Erwachsenen. Besonders am Herzen liegen ihm Projekte, die auch Jugendliche mit besonderem Förderbedarf einbeziehen – darunter jene, die im Rahmen des Projektes zum ersten Mal ihre Heimatstadt verlassen.

Theater und Sprachanimation: eine ideale Ergänzung

Theaterpädagogik und Sprachanimation

Für Fabian ergänzen sich Theaterpädagogik und Sprachanimation ideal.

„Beide Disziplinen schaffen eine win-win-Situation: Kreativer Ausdruck und nonverbale Kommunikation lassen Sprachbarrieren verschwinden, Empathie wird durch Rollenspiele gefördert, und gemeinsam etwas zu erschaffen, ermöglicht eine emotionale Verbindung.“

Er erklärt, dass viele Jugendliche anfangs zurückhaltend auf den Begriff Theater reagieren, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. Doch Fabian findet kreative Wege, diese Barrieren abzubauen. In der Sprachanimation sieht er dabei den idealen Einstieg:

„Wenn man erstmal mit spielerischen Übungen beginnt und dann fließend in theaterpädagogische Methoden übergeht, werden Hemmungen abgebaut und Vertrauen entsteht.“

Ein gelungenes Beispiel seiner Arbeit ist das deutsch-spanisch-französische Projekt "It's time to connect" mit Teilnehmenden aus Sant Just Desvern, Horb am Neckar und Salins-les-Bains. Viele der Teilnehmenden hatten keine Vorerfahrung mit dem Theaterspielen.

Fabian und seine Kolleg:innen verpackten die Übungen in eine spielerische Tagesstruktur. Ohne die Begriffe „Theaterpädagogik“ oder „Sprachanimation“ direkt zu nennen, begannen sie mit lockeren Gruppenspielen, die die Dynamik förderten. Im Verlauf wurden daraus kleine, kreative Szenen. „Die Jugendlichen waren offener, weil sie erstmal gar nicht wussten, dass sie ‚Theater‘ machen“, erinnert sich Fabian. Die Methode war ein Erfolg: Die Teilnehmenden lernten durch den spielerischen Ansatz Grundwortschatz und kulturelle Unterschiede kennen und fanden Freude am Austausch.

In jeder Gruppe funktionieren unterschiedliche Methoden

Theaterpädagogik und Sprachanimation

Fabians Methoden reichen von spielerischen Routinen bis zu kreativen Übungen, die sprachliche Hemmungen abbauen.

Als Beispiel nennt er die „Morgenroutine“: Eine Person beschreibt in einfachen Sätzen ihre Morgenroutine, während die andere nachahmt – erst mit Gesten, dann mit Worten. „Das schafft erste Verständnis-Momente und bringt die Gruppe ins Spielen.“ Bei dem Spiel „Big Buddy“ interagieren die Teilnehmenden in verschiedenen Sprachen und variieren in der Ausdrucksweise – laut, leise, emotional. „So wird Sprache ein Teil des Spiels.“

Nachhaltige Erfolge und interkulturelle Kompetenzen

Fabian sieht oft große Veränderungen bei den Teilnehmenden:

„Viele Jugendliche sind anfangs schüchtern, kommen aber durch das spielerische Lernen aus sich heraus. Ich erinnere mich an mich selbst: Als Jugendlicher war ich schüchtern, bis das Theaterspielen mir einen Raum und ein Ventil gegeben hat mich auszudrücken.“

Für ihn ist Theaterpädagogik ein kraftvolles Werkzeug, um interkulturelle Kompetenzen zu fördern.

„Kreativer Ausdruck jenseits der Sprache macht Barrieren niedriger. Gleichzeitig werden Stereotypen hinterfragt, Empathie entwickelt und kulturelle Inhalte sensibilisiert.“

Ausblick und Tipps für Lehrkräfte

In Zukunft möchte Fabian seine Arbeit noch weiterentwickeln:

„Ich wünsche mir, mehr Jugendliche aus anderen Länder mit einzubeziehen und noch mehr Theateransätze in die Sprachanimation zu integrieren.“

Langfristig denkt er über eine Methodensammlung nach, die Theaterpädagogik, Erlebnispädagogik und Sprachanimation verbindet und für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Sein Rat an Lehrkräfte und Sprachanimateur:innen:

„Einfach ausprobieren! Es ist okay, wenn mal etwas schiefgeht. Wichtig ist, dass Sie selbst Spaß haben – das überträgt sich auf die Jugendlichen.“

Fabians Arbeit zeigt, wie Theaterpädagogik und Sprachanimation nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle Brücken bauen können – ein inspirierendes Beispiel für den interkulturellen Austausch.

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Wenn Sie Interesse an einer Kooperation mit Fabian Erban haben oder sich mehr Informationen wünschen, kontaktieren Sie ihn gerne direkt!

Das Gespräch führte Ruth Rothermundt.

Veröffentlicht am: 20.01.2025
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