Auf dem Weg zu einem Qualifikationsrahmen für internationale Bildung
Die zunächst für Dezember 2021 geplante Tagung fand am 19. und 20. Mai 2022 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg statt. Eingeladen hatte Prof. Dr. Anatoli Rakhkochkine für den Lehrstuhl für Pädagogik mit Schwerpunkt Diversity Education und internationale Bildungsforschung. »Austausch macht Schule« stellte hier einem Fachpublikum die Ergebnisse der Expertise "Schüler*innenaustausch im Lehramtsstudium zum Thema machen" vor, die Dr. Claudia Ingrisch-Rupp und Dr. Ruth Michalek (Institut für Erziehungswissenschaft der PH Freiburg) 2021 vorgelegt hatten.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen theoretische und empirische Forschungsergebnisse zur Professionalisierung auf unterschiedlichen Stufen und in unterschiedlichen Sektoren der internationalen Bildung und sowie Fragen der Entwicklung und Evaluation von Qualifizierungsangeboten, Zertifizierungen und Anerkennung von Qualifikationen auf diesem Gebiet.
Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich Internationale Bildung
Ins Thema leitete der Einstiegsvortrag von Prof. Rakhkochkine ein. Er stellte dar, wie im pädagogischen Forschungs- und Handlungsfeld „Internationale Bildung“ (engl. International Education; inhaltlich damit verwandt auch Globales Lernen, Global Citizenship Education, internationale Jugendarbeit sowie andere Konzepte zur Internationalisierung im Bildungsbereich) wissenschaftliche und praktische Wissensbestände wachsen, zugleich aber auch die Anforderungen an die Durchführung internationaler Aktivitäten und die Gestaltung der internationalen Dimension in grenzüberschreitenden bilateralen, europäischen bzw. multinationalen Bildungsprojekten und in pädagogischen Organisationen steigen.
Zwar werden als Reaktion auf steigende Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeitenden mehr und mehr Angebote für eine Qualifizierung entwickelt, doch sind die zahlreichen Qualifizierungsangebote recht unübersichtlich und nur bedingt aufeinander bezogen. Entwicklungen in anderen Bereichen zeigen, dass durch Standards und z.B. sektorale Qualifikationsrahmen größere Transparenz und bessere Anerkennungsmöglichkeiten für Qualifikationen erreicht werden. Außerdem können dadurch , Qualifizierungsangebote systematisch weiterentwickelt und Professionalisierungsprozesse unterstützt werden.
Expertise zum Schüler*innenaustausch im Lehramtsstudium
Bernd Böttcher stellte in diesem Rahmen die Expertise von Dr. Claudia Ingrisch-Rupp und Dr. Ruth Michalek vor, die die Wissenschaftlerinnnen 2021 im Auftrag von »Austausch macht Schule« vorgelegt hatten.
Sie hatten 29 Universitäten im ganzen Bundesgebiet untersucht und mögliche Anknüpfungspunkte aufgezeigt, den internationalen Schüler*innenaustausch im deutschen Lehramtsstudium und an Hochschulen aufzugreifen. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei die Bemühungen der Hochschulen zur Internationalisierung ihres Lehramtsstudiums.
Vorgestellt werden verschiedene Ansätze, Schüler*innenaustausch an der Hochschule zu thematisieren. Jedem Ansatz werden Handlungsempfehlungen und Herausforderungen zugeordnet. Für den Bereich des Lehramtsstudiums wird beispielweise auf Möglichkeiten im Rahmen der Studien- und Prüfungsordnungen, Schulpraktischer Studien, Studienprojekte und Exkursionen eingegangen. Aber auch hochschulweite Aktivtäten bieten – häufig unter dem Stichwort „Internationalization at Home“ – Gelegenheit, den internationalen Schüler*innenaustausch zu behandeln. Im Kern geht es darum, Auslandserfahrungen vor Ort und somit einer größeren Anzahl von Studierenden zu ermöglichen. Erörtert werden darüber hinaus u.a. Anknüpfungspunkte im Rahmen der Professionalisierung von Hochschuldozenten oder von Alumni-Programmen.
Die Expertise ist für die Praxis angelegt und soll Hochschulen Wege aufzeigen, ihr Studienangebot mit einfachen Mitteln und ohne neue Studienziele stärker zu internationalisieren.
In der Diskussion konnten dann wichtige Anregungen zur Weiterverfolgung aufgenommen werden, wie die Expertise weiter verbreitet und den eigentlichen Adressat*innen – Hochschulen, die Interesse an der Vermittlung entsprechender Kompetenzen haben, aber auch Fach- und Förderstellen des internationalen Austausches – zugestellt werden kann.
Weitere Beiträge aus Praxis und Forschung
Weitere Vorträge befassten sich u.a. mit der Fachkräfteinitiative.International als Beitrag zur Sensibilisierung und Qualifizierung von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe hin zu einer Internationalisierung der Trägerlandschaft (Kerstin Giebel, IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., und Senka Karic, Universität Hildesheim) sowie mit Leitlinien und zur Professionalisierung im Bereich der Internationalen Bildung am Beispiel des Studiums der Sozialen Arbeit (Nina Westerholt, Hochschule Niederrhein)
Natalia Grybos und Prof. Dr. Anatoli Rakhkochkine (FAU Erlangen-Nürnberg) stellten die am Lehrstuhl entwickelten Module für Internationale Bildung mit Qualifikationsprofilen und Kompetenzen in BA- und MA-Studiengängen vor.
Damit wurden auf der Tagung Entwicklungen für den Bereich der internationalen Bildung in formalen und non-formalen Bildungssektoren und auf unterschiedlichen Ebenen im Bildungssystem diskutiert.