Leipziger Erklärung zur Internationalen Jugendarbeit

Mit der „Leipziger Erklärung zur Europäischen und Internationalen Jugendarbeit“ fordern die Fach- und Förderstellen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit die neue Bundesregierung zum Handeln auf. Um eine Zukunft in Frieden und Demokratie zu gewährleisten, fordern sie, junge Menschen in den Mittelpunkt der Politik zu stellen und den Jugendaustausch massiv auszubauen.
In der Erklärung heißt es:
„Während Deutschland und Europa in wenigen Wochen des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs gedenken, herrscht vor den Toren der Europäischen Union erneut Krieg. Junge Menschen erleben globale Krisen und gesellschaftliche Umbrüche als enorme Belastung. Der Frieden, der lange als selbstverständlich galt, ist bedroht. Die Demokratie steht unter innerem und äußerem Druck. Eine alternde Gesellschaft, Klimawandel, weltweite Fluchtmigration und die Digitalisierung verändern unsere Lebensrealität. Dazu kommen die gravierenden Nachwirkungen einer Pandemie, die junge Menschen hart getroffen hat. Sie brauchen jetzt sichere Räume, Orientierung und vor allem die Möglichkeit, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten.
Die neue Bundesregierung muss handeln. Wir begrüßen es, dass sich CDU/CSU und SPD nach der Bundestagswahl vom 23. Februar 2025 in ihren Sondierungen auf eine „hervorragende Bildung auf allen Ebenen“ verständigt haben. Doch Bildung passiert nicht nur in der Schule, im Berufsbildungszentrum oder im Hörsaal – sie umfasst auch die Jugendarbeit sowie den Europäischen und Internationalen Jugendaustausch.
Junge Menschen brauchen echte Chancen zur europäischen und internationalen Begegnung und zum interkulturellen Lernen, um Resilienz zu entwickeln und populistischer Hetze entschieden entgegentreten zu können. Jetzt ist die Zeit, in die Zukunft der jungen Menschen zu investieren und die nächste Generation für Europa zu begeistern.
Europäischer und Internationaler Austausch – eine Investition in Frieden und Demokratie!
Grenzüberschreitender Jugendaustausch hat nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend dazu beigetragen, dass junge Generationen Werte wie Menschenrechte, Verständigung und Frieden verinnerlichten. Heute sind es tausende engagierte Fachkräfte und Organisationen, die Mobilität, Begegnung und interkulturelles Lernen ermöglichen – oft unter schwierigen Bedingungen und mit viel ehrenamtlichem Einsatz. Ihre Arbeit schafft Verbindungen über Grenzen hinweg und fördert internationale Zusammenarbeit, Vertrauen und Selbstwirksamkeit in einer Welt im Wandel.
Jugendaustausch für alle – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Derzeit hat nur jeder vierte junge Mensch in Deutschland die Möglichkeit, einen mehrtägigen europäischen oder internationalen Austausch in seiner Jugend zu erfahren – viel zu wenige! Doch der Wunsch nach internationaler Begegnung ist groß. Austausch darf kein Privileg für wenige bleiben, sondern muss für alle jungen Menschen zugänglich sein. Europäische und Internationale Jugendarbeit stärkt die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, eröffnet neue Horizonte und trägt zu Chancengerechtigkeit bei. Sie ist ein Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen und gelebte Demokratie.
Internationale Jugendarbeit braucht eine starke Förderung – jetzt!
Steigende Kosten bei gleichzeitig stagnierenden Fördermitteln gefährden den Jugendaustausch. Reise- und Programmkosten sind seit der Pandemie massiv gestiegen, was die Teilnahme für viele unerschwinglich macht. Die Bundesregierung muss dringend handeln: Wir brauchen eine bedarfsgerechte Finanzierung des Europäischen und Internationalen Jugendaustauschs sowie eine Stärkung des Kinder- und Jugendplans des Bundes. Auf europäischer Ebene muss sich die nächste Bundesregierung dafür einsetzen, dass der mehrjährige Finanzrahmen der Europäischen Kommission ab 2028 Jugendaustausch ausbaut."
Die Fach- und Förderstellen für Europäische und Internationale Jugendarbeit fordern von der neuen Bundesregierung:
- Junge Menschen ins Zentrum der Politik rücken. Ein Ausbau und eine bedarfsgerechte Förderung des Jugendaustauschs muss in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden.
- Mehr finanzielle Mittel und Planungssicherheit für die Europäische und Internationale Jugendarbeit. Stärkere, gezielte Investitionen in die Zukunft junger Menschen und unserer Demokratie, in Verständigung und Frieden.
- Bis 2030 soll jeder junge Mensch in Deutschland eine mehrtägige europäische oder internationale Austauscherfahrung machen können.
Deutschland und Europa brauchen das Engagement junger Menschen, die sich für Frieden und Demokratie einsetzen. Die neue Bundesregierung muss jetzt die Weichen stellen – für eine starke, resiliente und weltoffene Jugend!"