Internationaler Jugend- und Schüleraustausch als wichtiger Beitrag für eine weltoffene Gesellschaft
Jungen Menschen persönliche Erfahrungen mit Gleichaltrigen anderer Länder, Sprachen und Kulturen zu ermöglichen ist ein Anliegen vieler Jugendaustaustauschprojekte oder Schülerbegegnungen. Doch wie geht man es an? Welche Hilfen gibt es – und wo finden Aktive in Schulen, bei Trägern der Jugendarbeit oder in Kultur- und Sportvereinen Unterstützung?
Beim Informations- und Vernetzungstag der Fach- und Förderstellen für internationalen Jugend- und Schüleraustausch in Deutschland gab es am 15. Oktober in Halle (Saale) reichlich Gelegenheit, sich mit fachlichen und Förderangeboten vertraut zu machen. Gemeinsam mit Vertreter*innen von Behörden aus Sachsen-Anhalt und Sachsen stellten Mitarbeitende der bundesweit tägigen Förderstellen das ganze Spektrum an Formaten vor, junge Menschen in internationalen Austausch zu bringen.
Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hatte Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt, übernommen. In ihrem Grußwort sagte Isolde Hofmann, Abteilungsleiterin Familie und Jugend im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration:
„Internationaler Jugendaustausch ist essentiell und vor dem Hintergrund des Anschlags in Halle wichtiger denn je dafür, dass Toleranz von Jugendlichen und damit auch in unserer Gesellschaft gelebt wird und das Verständnis für und die selbstverständliche Akzeptanz von Menschen mit anderer Kultur, Lebensweise und Lebensform sich ausprägen kann.
Wir müssen hier im Land mehr dafür tun, um die Bedingungen für den Jugendaustausch zu befördern. Dazu gehört, dass es in Schule und Jugendhilfe und auch den Kommunen genügend Multiplikatoren bzw. Partner gibt, die den Jugendaustausch gezielt voranbringen, wozu das Land unterstützend beitragen wird.“
Sie dankte allen Engagierten aus Vereinen, Jugendorganisationen und Schulen für ihren Einsatz.
Die Veranstaltung in Halle, eine Woche nach dem schrecklichen Anschlag auf die Synagoge der Stadt, war für die Fach- und Förderstellen der Internationalen Jugendarbeit Anlass, Stellung zu dieser Tat und zu Entwicklungen in Deutschland zu beziehen. Rebecca Görmann von ConAct - Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, betonte im Namen der Fach- und Förderstellen:
"Wir nehmen den Kampf gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus ernst. Wir alle sind gefordert, einzugreifen und zu widersprechen, wenn Menschen bedroht, ausgegrenzt und beleidigt werden. Wir arbeiten in unseren Organisationen dafür, dass der Internationale Jugendaustausch ein Raum sein kann, der zu einer positiven Veränderung des gesellschaftlichen Klimas beitragen kann – dafür, dass wir miteinander „weltoffen leben“ können.“
Auch Christian Scharf, Direktor des Europäischen Jugend Kompetenz Zentrums GOEUROPE! Sachsen-Anhalt, ging in seiner Einführung auf die aktuellen Herausforderungen für internationalen Jugendaustausch ein. Er betonte:
„Wir müssen jetzt noch mehr Energie auf flächendeckende und jugendgerechte Beratungs- und Informationsangebote verwenden. Junge Menschen – nicht nur in den Städten – müssen von den Möglichkeiten erfahren, wie sie internationale Erfahrungen sammeln und in Austausch mit ihren Altersgenossen aus anderen Ländern treten können.“
Über 50 Vertreter*innen der haupt- und ehrenamtlichen Jugendarbeit, aus Schulen, Bildungseinrichtungen und Jugendverbänden waren nach Halle gekommen, um sich zu pädagogischer und fachlicher Unterstützung sowie zur finanziellen Förderung internationaler Austauschprojekte zu informieren. Bei einem „Markt der Möglichkeiten“ stellten sich auch einzelne international ausgerichtete Projekte vor. Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden dann die Möglichkeit, sich aktiv in Arbeitsgruppen einzubringen. Der Tag bot ausreichend Gelegenheit, sich zu vernetzen und gegenseitig anzuregen.
Durch den Tag führten Bernd Böttcher, Koordinator der Initiative »Austausch macht Schule«, und Thomas Hetzer vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Dass sprachliche Hindernisse bei persönlichen Begegnungen nicht unüberwindbar sind zeigten besonders anschaulich zwei Sprachanimateurinnen. Elena Rother, Mitglied im Team Drusja der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, und Rita Loumites stellten an russischen und griechischen Beispielen Methoden der Sprachanimation vor, mit denen der kreative Einstieg in Begegnungen besonders gut gelingt. Über die Angebote des im Aufbau befindlichen Deutsch-Griechischen Jugendwerks, informierte Dorothee Jäckering vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Informations- und Vernetzungstage sind ein Angebot der Fach- und Förderstellen für internationale Jugendarbeit: ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, DFJW – Deutsch-Französisches Jugendwerk, DPJW – Deutsch-Polnisches Jugendwerk, DTJB – Deutsch-Türkische Jugendbrücke, IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., Stiftung DRJA –Deutsch-Russischer Jugendaustausch und Tandem – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch.
Der Tag in Sachsen Anhalt wurde organisiert durch die Initiative »Austausch macht Schule« in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt und dem Europäischen Jugend Kompetenz Zentrum GOEUROPE! sowie mit Unterstützung durch das Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt.