Parlamentarisches Frühstück im Bayerischen Landtag
Internationaler Austausch ist eines der nachhaltigsten Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Möglichst allen von ihnen Zugänge zu solchen internationalen Erfahrungen zu öffnen, zählt zu den wichtigen Aufgabe von Schule.
Um Abgeordnete des Bayerischen Landtages über die vielfältigen, oft auch niedrigschwelligen Möglichkeiten von Schüler- und Jugendaustausch zu informieren, hatte die Initiative »Austausch macht Schule« am 6. Februar zum Parlamentarischen Frühstück ins Maximilianeum geladen.
Der Einladung waren Politiker*innen aller Fraktionen gefolgt. Sie zeigten sich außerordentlich interesssiert an der Thematik und offen für die weitere Unterstützung des internationalen Schüler- und Jugendaustausches.
Mehr Austausch - nicht nur an Gymnasien
Vor dem Hintergrund sinkender Teilnahmezahlen am internationalen Austausch und dem deutlich überproportionalen Anteil von Gymnasien, sagte Bernd Böttcher, Leiter des Transferbüros der Initiative:
„Es muss uns gelingen, mehr Schülerinnen und Schüler auch an den Mittel- und Realschulen sowie in der beruflichen Bildung mit internationalen Austauschangeboten zu erreichen.“
Im Gespräch mit Experten verschiedener Fach- und Förderstellen – neben den Jugendwerken DFJW und DPJW, den Koordinierungsbüros ConAct und Tandem sowie AJA und DTJB waren auch PAD und BJR vertreten – erfuhren die Abgeordneten über Möglichkeiten und Herausforderungen, wie das gelingen kann:
- Methoden der Sprachanimation oder
- Formate wie Drittortbegegnungen
bauen mögliche Hemmnisse für einen internationalen Austausch ab; - Projektorientierte Ansätze und thematische Zugänge abseits des Fremdsprachenunterrichts erschließen Fächer aus den Bereichen Naturwissenschaften und Geschichte für internationale Bildungskooperationen.
Die zahlreichen Nachfragen der Abgeordneten betrafen vor allem die Wege, wie Schülerinnen und Schüler von Austauschangeboten erfahren, sowie die finanzielle Seite des schulischen Austauschs.
Auch wenn Fördermittel nicht immer alle Kosten eines Austausches decken könne, liegt es doch oft nicht an fehlenden Geldern, sondern an den ungenügenden Ressourcen der Schulen, Förderanträge zu stellen. Die Initiative fordert deshalb Maßnahmen, um Schulen in die Lage zu versetzen, Austausche als regelmäßiges Angebot zu etablieren:
- Austausch als Instrument der Schulentwicklung und als Teil des Schulprofils
- Benennung von Koordinator*innen für Internationales
- Zuerkennung von Anrechnungsstunden für engagierte Lehrkräfte usw.
Ein weiteres Manko wurde in der Information von Schulen und jungen Menschen über die Angebote für internationalen Austausch erkennbar: Oft sind die Möglichkeiten und Programme zu wenig bekannt. Da die Fach- und Förderstellen keinen direkten Zugang zu den Schulen haben, sollten
- Informationen über Förderprogramme, Stipendien und methodische Unterstützungen verstärkt durch die Kultusverwaltung an Schulen gelangen
- regelmäßige Informationsveranstaltungen der Schulen stattfinden und
- potentielle Teilnehmender zu einem Austausch ermutigt werden.
Nicht zuletzt muss - stärker als bisher - der internationale Austausch auch in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften verankert werden, beispielsweise in Studienplänen für Lehramtsstudierende oder Lehrkräftefortbildungen.
Schließlich motiviert kaum etwas so nachhaltig, einen Austausch mit der Klasse zu betreuen, wie die persönliche Austauscherfahrung, etwa bei einer internationalen Fortbildung oder einem Lehrkräfteaustausch ins Ausland“, sagte Elisabeth Berger vom DFJW.
Expertenanhörung im Europa-Ausschuss des Landtages
Zwei Tage vor dem Parlamentarischen Frühstück von »Austausch macht Schule« fand im Europaausschuss des Bayerischen Landtages eine Expertenanhörung statt. Auch dort stand die Zukunft von internationalen Austauschprogrammen im Mittelpunkt.
Die geladenen Expertinnen und Experten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass eine zunehmend unübersichtliche Förderlandschaft und mögliche Doppelstrukturen Schulen und Träger der Jugendarbeit daran hindern können, mehr Austausche anzubieten.
Auch hier wurde der überproportionale Anteil der Gymnasien an schulischem Austausch thematisiert:
„Immer noch finden 80 Prozent der Austauschmaßnahmen an Gymnasien statt. Da gibt es etwas zu tun. Vor allem, weil unsere Forschung gezeigt hat, dass gerade Leute besonders profitieren, für die das nicht nur ein biographisches Mosaiksteinchen ist, sondern gerade, wenn es ein besonderes Ereignis ist, die Leute bezüglich der Langzeitwirkungen profitieren", so die Psychologin Heike Abt, eine der Autorinnen der Zugangsstudie.