Austausch 2030: Eine Chance für jeden jungen Menschen!
„Bildung in Zeiten des Wandels – Transformation mutig gestalten“ – mit dieser Leitidee will die saarländische Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz Veränderungen in der Bildung anstoßen, um mehr Zukunftskompetenzen zu vermitteln und Bildungsorte zu schaffen, an denen alle gern lernen.
„Austausch macht Schule“, die gemeinsame Initiative der Fach- und Förderstellen für Internat. Jugendarbeit, verabschiedete dazu ein gemeinsames Positionspapier und übergab es KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot.
Der Kultusministerkonferenz schlägt sie Maßnahmen vor, damit 2030 jeder junge Mensch in Deutschland die Möglichkeit hat, an einem internationalen Jugend- oder Schüleraustausch teilzunehmen:
Austausch wirkt! – für eine offene und demokratische Gesellschaft
Europäischer und internationaler Austausch – schulisch, außerschulisch und in der beruflichen Bildung, individuell und in der Gruppe, kurzfristig und langfristig – trägt entscheidend bei zur Bildung in Zeiten des Wandels, inmitten einer komplexen Welt.
Ein Austausch bietet Kindern und Jugendlichen einzigartige Chancen,
denn er hilft ihnen, die Welt besser zu verstehen, motiviert zu lernen, Vorurteile abzubauen und Verständnis für interkulturelle Unterschiede zu entwickeln.
Austausch stärkt eine offene und demokratische Gesellschaft,
denn er befähigt junge Menschen, aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft mitzuwirken und zu gesellschaftlichem Zusammenhalt beizutragen. Der europäische und internationale Austausch leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Förderung von Toleranz, Demokratie und globalem Verantwortungsbewusstsein.
Europäischer und internationaler Jugend- und Schulaustausch ist konkrete Friedens- und Zukunftsarbeit:
Fast achtzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kann der Beitrag des Jugendaustauschs für Frieden und Zusammenarbeit in Europa und der Welt nicht hoch genug eingeschätzt werden: Wer Freunde in anderen Ländern hat, ist weniger anfällig für Fremdenhass, Ausgrenzung und Extremismus.
Die gesamten Bildungspotentiale des europäischen und internationalen Austauschs nutzen!
Ein Austausch ist noch zu oft das Privileg einiger und kein selbstverständlicher Teil aller Bildungsbiografien: Schülerinnen nicht-gymnasialer Bildungswege oder aus ökonomisch schwächeren Familien sind deutlich unterrepräsentiert. Um das Bildungspotenzial von Austauschprogrammen voll auszuschöpfen, bedarf es ihrer Ausweitung in der Schule, der Schaffung inklusiver Strukturen und eines koordinierten Vorgehens über Ressortgrenzen hinweg.
Teilhabechancen können für alle gerechter gestaltet werden, wenn Schulen ihre zentrale Stellung im Bildungssystem stärker als bisher nutzen: Hier sollten alle jungen Menschen persönlich angesprochen, über passende Formate informiert und zur Teilnahme ermutigt werden. Allen Schüler:innen vor einem Abschluss ein Angebot zum europäischen oder internationalen Austausch zu machen, sollte unser gemeinsames Ziel sein!
Vielfältige und niedrigschwellige Zugänge für Austauscherfahrungen schaffen – das kann durch eine engere Zusammenarbeit von Schulen mit ihren außerschulischen Partnern gelingen. Dazu gilt es, bestehende Rahmenbedingungen anzupassen und die Systemgrenzen durchlässiger zu gestalten.
Noch erschwert es die fragmentierte Zuständigkeit im Bund, den Ländern und den Kommunen, wirklich alle Jugendlichen zu erreichen. Dazu braucht es vereinfachter Informations- und Unterstützungsstrukturen sowie der Aufstockung von Förderprogrammen. Bereitstehende öffentliche Fördermittel sind noch nicht ausreichend, allen jungen Menschen die Chance auf einen europäischen oder internationalen Austausch zu geben.
Gemeinsames Ziel für 2030: „Austausch für alle“
Beschlüsse der Länder, des Bundes und der EU formulieren bereits das gemeinsame Ziel, allen einen Austausch zu ermöglichen. Sie sind ausdrücklicher Auftrag für politische Entscheider:innen, Teilhabe- und Bildungsgerechtigkeit auch im internationalen Austausch durchzusetzen. Alle jungen Menschen haben das Recht auf ein passendes Angebot.
Der „Fürstenrieder Erklärung“ schlossen sich 2023 über 160 Akteure des internationalen Jugend- und Schüleraustausches an. Sie rufen die Politik dazu auf, den Austausch über Ressorts und Ebenen hinweg besser zu koordinieren, seinen Beitrag für eine demokratische Gesellschaft stärker anzuerkennen und geeignete strukturelle und finanzielle Bedingungen für Austausch und Begegnung zu schaffen.
Damit bis Ende des Jahrzehnts alle jungen Menschen Zugang zum europäischen und internationalen Austausch erhalten, braucht es den klaren politischen Willen und ein ressortübergreifendes Zusammenwirken. Lernen durch Austausch, beispielsweise im Rahmen von Schulpartnerschaften, muss integraler Bestandteil von Schule sein und stärker gefördert werden!
Die Internationalisierung der Bildung muss vorangebracht und der Jugend- und Schüleraustausch weiter ausgebaut werden.
Dazu empfehlen wir der Kultusministerkonferenz, …
- eine bildungspolitische Empfehlung zu verabschieden, die es als gemeinsames Ziel formuliert, jedem jungen Menschen ab 2030 unabhängig von persönlichen, sozialen oder ökonomischen Voraussetzungen die Teilnahme an internationalem Austausch zu ermöglichen, und eine Strategie zu entwickeln, wie dieses Ziel in den Bundesländern erreicht werden kann;
- in den zuständigen Gremien der Kultusministerkonferenz das Thema internationaler Schulaustausch weiterhin regelmäßig zu behandeln und sich ressortübergreifend mit der Jugend- und Familienministerkonferenz, der Europaministerkonferenz sowie der Bundesebene zu Zielen und Formen der Förderung von Austauschprogrammen abzustimmen;
- in den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz das internationale Lernen und den Erwerb interkultureller Kompetenzen durch Schüleraustauschprogramme stärker zu berücksichtigen und diese Themen auch nachdrücklich für die Lehreraus- und -fortbildung zu empfehlen.
Der internationale Austausch in Bildungssystem und schulbezogener Jugendarbeit bedarf in den einzelnen Ländern einer weiteren Stärkung.
Dazu ist es notwendig, ...
- Schulaustausch und internationale Bildungskooperationen mehr als bisher in Bildungsplänen und Curricula zu verankern, damit allgemeine Bildungsziele mit internationaler Dimension – etwa Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Globales und interkulturelles Lernen, Europabildung – zielgerichtet unterstützt werden;
- landesweite Informations- und Beratungsstrukturen auszubauen, um Informationen zu Austauschformaten an allen Schularten zu verbreiten und Zugangschancen für alle Schüler:innen zu erhöhen;
- durch gezielte Programme und Maßnahmen insbesondere Schüler:innen nicht-gymnasialer Bildungsgänge anzusprechen und damit niedrigschwellige Zugänge zu Austauscherfahrungen zu schaffen;
- die Rahmenbedingungen für europäischen und internationalen Austausch im schulischen und außerschulischen Bereich durch ressortübergreifende Initiativen zu verbessern und die Kooperation zwischen Schulen und der Jugendarbeit auszubauen;
- interkulturelle Didaktik und austauschrelevante Inhalte in der Lehramtsausbildung zu integrieren, um zukünftige Lehrkräfte auf Erwerb und Vermittlung interkultureller Kompetenzen vorzubereiten.