Methodik, Formate und Wirkungen Internationaler Jugendarbeit
Gesetzliche Verankerung
Internationale Jugendarbeit ist im Sozialgesetzbuch (SGB) VIII, §11, gesetzlich verankert und laut Kinder- und Jugendplan des Bundes integraler Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe. Sie bietet Lernräume zur Begegnung und zum Austausch von jungen Menschen und Fachkräften aus verschiedenen Ländern. Gegenseitiges Verständnis, Toleranz und Offenheit sollen durch internationale Jugendarbeit ebenso gefördert werden wie interkulturelles Lernen, Verantwortungsübernahme, bürgerschaftliches Engagement und Fremdsprachenkompetenz.
Methodik
Internationale Jugendarbeit beinhaltet nichtformales und informelles Lernen außerhalb allgemeiner und beruflicher Bildung. Sie zielt auf eine gelingende Entwicklung der Persönlichkeit und Teilhabe an der Gesellschaft. Dabei geht es um Freiwilligkeit und Selbstbestimmung in intendierten pädagogischen Bezügen. In diesem Kontext ergeben sich ebenso Möglichkeiten nicht intendierten, informellen Lernens. Der hohe Grad an Freiwilligkeit und Selbstbestimmung in einem qualitätsvoll angelegten pädagogischen Rahmen ermöglicht eine besondere Intensität der Lernerfahrungen. Die Lernfelder orientieren sich an den Interessen junger Menschen, an ihrer Neugier und ihrem Erlebnisdrang. Sie sind partizipativ angelegt und fördern das gesellschaftliche Engagement junger Menschen.
Formate
Die Internationale Jugendarbeit bietet hier für unterschiedliche Formate in einer breiten Vielfalt, die durch die verschiedenen Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe und die Pluralität der Träger zum Tragen kommen. Die Vielfalt der Austauschformen als Kurz- und Langzeitformate, Gruppen- und Individualprogramme, bi- und multilaterale Begegnungen, internationale Workcamps, freiwillige Dienste im Ausland, Au-Pair und internationale Jugendinitiativen soll Jugendlichen in ihren jeweiligen Entwicklungsphasen angemessene Angebote eröffnen.
(Weitere Informationen zu den verschiedenen Formaten Internationaler Jugendarbeit bietet die Online-Broschüre „Qualität in Formaten der Internationalen Jugendarbeit“)
Wirkungen und wissenschaftliche Studien
Unterschiedlichste wissenschaftliche Studien1 wie auch die nachhaltigen Erfahrungen aus der Praxis belegen inzwischen die Wirksamkeit grenzüberschreitender Lernerfahrungen. Junge Menschen erlernen neue Fähigkeiten, die ihre Persönlichkeitsentwicklung fördern, sie in ihrer Berufsfindung unterstützen und zu gesellschaftlichem Engagement ermutigen. Und sie gewinnen Wertschätzung für kulturelle Vielfalt, grenzüberschreitende Solidarität und Toleranz, die ihre Kompetenzen zur Teilhabe an einer immer heterogeneren Gesellschaft erweitern. Dieses Lernpotenzial wird besonders auch für junge Menschen mit Migrationshintergrund und sozial benachteiligte Jugendliche nachgewiesen und trägt damit eindeutig zu mehr Chancengerechtigkeit bei.2
Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts3 stellt darüber hinaus fest, dass bereits Kinder ab acht Jahren vom grenzüberschreitenden Austausch profitieren und interkulturelle Kompetenzen erwerben können. Internationale Jugendarbeit verfügt somit neben Austausch und Verständigung über wichtige Potenziale für Jugendliche, Fachkräfte und Institutionen, den gesellschaftlichen Entwicklungen einer globalisierten Lebenswelt erfolgreich zu begegnen und ist wegweisend für eine zukunftsorientierte Kinder- und Jugendhilfe.
1) IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. und Forscher-Praktiker-Dialog Internationale Jugendarbeit (Hrsg.): Internationale Jugendarbeit wirkt. Forschungsergebnisse im Überblick, 2. Aufl., Bonn/Köln 2013. ISBN: 978-3-924053-56-7
2) Thimmel, Andreas / Chehata, Yasmine /Riß, Katrin (2011): Interkulturelle Öffnung der Internationalen Jugendarbeit. Gesamtbericht der wissenschaftlichen Begleitung zum Modellprojekt JiVE „Jugendarbeit international Vielfalt erleben“
3) Rink, Barbara (2010): Internationale Begegnungen – ein interkulturelles Lernfeld für Kinder? Ergebnisse einer explorativen Studie. In: Fachstelle für internationale Jugendarbeit (IJAB) (Hrsg.): Forum Jugendarbeit International – Internationale Jugendarbeit und Chancengleichheit. Bonn, S. 152-165